Mit Spasmus leben!


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Tunesien 2006

Über Urlaub

Über Urlaub


Ab nach Tunesien

Als ich erfuhr, dass unser Landesverband nach Tunesien fliegt, war die Überraschung und Freude riesig. Für mich war es nicht der erste Flug, nach Korsika und Israel saß ich bereits im Flieger.
Vom 12. – 19.02. in einer Zeit, wo es in Deutschland ungemütliches Wetter gibt, wollten wir uns unter der tunesischen Sonne wärmen.
Für mich begann die Reise bereits am 06.02., denn ich vertraute der Deutschen Bahn und bestellte mir über deren Internetseite meine Umstiegshilfe plus Gepäckträger.
Meinen Schieberolli hatten Jenny und Dirk bei einem Besuch in Freiberg schon mitgenommen. Das sollte zum Glück werden. Mein Zug fuhr 10:22 Uhr nach Chemnitz. Also bestellte ich mir mein Großraumtaxi für 09:45 Uhr. Ich hatte meinen nur selten genutzten Rollator mit. Auf dem Behindertenparkplatz am Freiberger Bahnhof erwartete mich – richtig geraten -, keine Umstiegshilfe. Das fing richtig toll an. Es standen auch keine Leute auf Gleis eins, weil der Zug auf Gleis vier abfuhr. Also blieb mir nichts weiter übrig 10:54 Uhr mit dem IC zu fahren. Ich schaffte dennoch locker meinen Anschlusszug nach Leipzig. Und dank vieler helfender Hände, bewältigte ich auch das Aus- und Umsteigen. Zweieinhalb Stunden hieß es auf dem Leipziger Hbf, zu überbrücken.
Ein Teil der Mitreisenden traf sich am Taxistand des Leipziger Hauptbahnhofs, wo wir gegen 15:00 Uhr von unserem Taxi eingesammelt und zum Flughafen gefahren wurden. Die Spannung stieg bei Einigen besonders heftig an, denn es war ihr erster Flug.
Ich kannte die beengten Sitzverhältnisse und wusste, wie schwierig es werden wird, mit dem Essen während des Fluges. Glücklicherweise saß ich am Fenster. Als es dunkel wurde, war zum Teil ein faszinierendes Lichtermeer zubeobachte. Nach zweieinhalb Stunden Flugzeit landeten wir gegen 21:30 Uhr auf dem internationalen Flughafen von Monastir.
Unsere Gruppe musste warten, bis das Flugzeug leer war, denn wir benötigten ja unsere Rollis und Rollatoren. Unser Hotel befand sich in Hammamet. Das hieß noch einmal ca. zwei Stunden Busfahrt, denn wir waren die letzte Gruppe, die ihr Ziel erreichen sollte.
Freundlich und auf Deutsch begrüßte uns der Nachtportier. Als erste Amtshandlung sollten wir die Einreiseformulare ausfüllen. Danach stand uns nicht der Sinn, weil einem Großteil der Gruppe dabei geholfen werden musste. Also wurde dieser Teil auf den kommenden Vormittag vertagt. Viel lieber betraten wir den noch offenen Speisesaal. Wer wollte, konnte noch eine Kleinigkeit essen. Die meisten bevölkerten lieber das noch geöffnete Restaurant, welches eigentlich gerade schließen wollte. Mit bitten und dem in Tunesien üblichen „Trinkgeld“ ließ sich schließlich doch noch etwas bewegen.

Der Montag war zum Ausschlafen und Entspannen und zum Kennenlernen unserer Vorortreisebegleiterin da. Ihr Erscheinungsbild trügten meine Erwartungen keinesfalls, mehr Masse als Klasse. Irgendwo müssen die Reiseunternehmer anscheinend sparen.
Den Nachmittag nutzten wir, um die nähere Umgebung zu ergründen. Den Fahrpreis des Taxis verhandelt man Vorort mit dem Fahrer.
Alle Taxis sind Orangefarben und fahren noch irgendwie. Wir stellten uns an den Straßenrad, und hielten das nächst beste Taxi an.

Innerhalb weniger Minuten standen uns genügend Taxis zur Verfügung. Der Rollstuhl bzw. Rollator wurde gerade so passend im Kofferraum verstaut und los konnte sie gehen, die Fahrt mit offener Kofferraumklappe. Andere Länder andere Sitten, dieses Sprichwort bewahrheitete sich noch des öfteren. Schon als wir losfuhren präsentierte sich der Himmel im schnöden Grau und die Temperatur war auch alles andere als wärmend. Als es zu regnen begann, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Café. Eigentlich kein Problem, wenn nicht eine Riesentreppen uns an unserem Vorhaben hindern wollte.
Doch weit gefehlt. Es kam uns ein Kellnertrupp von vier, fünf Mann entgegen und schon waren die Stufen überwunden.

Für den Dienstagvormittag war eine Kutschfahrt mit anschließendem Kamelritt bei Einheimischen vorgesehen. Was nicht bekannt war, es gab nur eine Kutsche, die bis zum Stützpunkt der Kamele hinfuhr. Also wurde der Rest der Gruppe per Auto hingekarrt. Ich wusste schon von Israel her, was es heißt, auf einem Kamel zu reiten, geschweige erst einmal hinaufzugelangen. Jenny unterstützte mich bzw. ich sie oder wir uns. Als wir uns nach einigen Minuten danneingeschaukelt hatten im Rhythmus des Kamels, konnten wir auch einigermaßen die uns umgebende Natur wahrnehmen.

Wer glaubt, Urlaub ist zum Erholen da, der irrt sich aber gewaltig. Ich wollte schon immer gern mit einem Quad durch die Gegend heizen. Fahrspaß pur sozusagen. Ich meldete mich also als Beifahrer, in diesem Fall als Mitfahrer an. Was ich nicht ahnte, an unserem Quad hing an der linken Seite die Kühlbox, mit den Getränken der gesamten Gruppe. Die Folge war, ich saß nicht optimal. Die Katastrophe begann erst richtig, während wir fuhren. Ich lag mehr, als ich sitzen konnte und der zunehmende Spasmus tat sein Übriges zum Gelingen.
Das Gelände wurde zusehends steiniger und unwegsamer. Und das vorgelegte Tempo war nicht von schlechten Eltern, sodass einige Mühe hatten, folgen zu können. Thomas rammelte sein Quad sogar gegen eine Hausecke, mit späteren Folgen. Unser Trip ging weiter über Stock und Stein durchs Wasser über Hügel.

Bei einem Zwischenstopp wanderte endlich die Getränkebox an ein anderes Quad.

Am Ende der Verschnaufpause musste Thomas sein Quad gegen das Unsrige tauschen, um den Motor nicht endgültig zu ruinieren.

Trotz der zuerst misslichen Sitzhaltung waren die gut zwei Stunden in Windeseile verflogen.

Wie jeden Abend so klang auch der Dienstagabend im Restaurant aus, beim abendlichen Bingo und Animationsprogramm. Zur schon vorgerückten Nachtstunde brach allgemeine Aufbruchsstimmung aus. Mein Zimmermitbewohner begleitete seine neue Bekanntschaft aufs Zimmer und blieb bis 1:30 Uhr samt Zimmerschlüssel unauffindbar. Ich wusste auch keine Zimmernummer. Mir blieb nur übrig, mich an der Rezeption zu melden und irgendwie klar zu machen, warum und das ich nicht ins Zimmer kam. Einen Generalschlüssel gab es im Hotel nicht. Den besitzt nur der Direktor und der war nicht zu Hause! Es wurde weiter heftig telefoniert. Mit Erfolg, gegen 0:30 Uhr erschien dann eine herbeigerufene Putzfrau, mit dem ersehnten Zimmerschlüssel.
Das ganz besondere Highlight, was sich fünf Leute unserer Gruppe gegönnt haben, war eine zweitägige Safaritour. Mit dem Bus durch fast ganz Tunesien. Das hieß für uns fünf, am Donnerstagmorgen war die Nacht bereits 4:30 Uhr zu Ende.
Vorweg ist zu sagen, dass es an dieser Stelle unmöglich ist, alles erlebte, wiederzugeben. Vor allem aber, glaube niemals wirklich alles, was dir deine Reiseleiterin (von Neckermann) glaubhaft machen will. „Bitte nur leichte und sehr bequeme Bekleidung mitnehmen, im Süden und in der Wüste wird es sehr warm“, das waren ihre Worte und so stand es auf dem ausgereichten Merkzettel!
Auf unserer Tour hat mich stark beeindruckt, dass es immer noch Menschen gibt, die in Höhlenwohnungen ohne Strom und fließendes Wasser leben. Wir durften und die Wohnungen aus nächster Nähe ansehen. Dank Evelyns großartiger Unterstützung konnte ich mir, bis auf ein Ereignis, alles mit ansehen und mit erleben. Selbst die Stufen des Amphitheaters waren uns nicht zu steil, um ganz nach oben und wieder herunterzusteigen.
Der Abschluss des Tages war die Wüste. Bevor die Kamele bzw. Kutschen bestiegen wurden, gab es für alle ein Gewand plus Turban. Was wir in den ca. eineinhalb Stunden alle vermissten, war die vorhergesagte „Wärme“. Es pfiff ein mächtig frischer Wind über die unendliche Wüste. So gut es irgend ging, kuschelte ich mich in den völlig unbequemen Kutschensitz, den ich mit fünf weiteren Amerikanern teilte. Zum Entsetzen knatterten immer wieder Souvenirhändler vorbei und boten ihren Müll an. Selbst ein kleiner süßer Wüstenfuchs wurde versucht, unter die Leute zu bringen! Wie widerlich!
Bisher kannte ich nur Hotels, mit relativ kurzen Wegen. Das sollte sich an diesem Abend schlagartig ändern. Von der Rezeption bis zu unseren Zimmern fünf Minuten Hindernislauf. Gleiches nochmal, wenn es zum Essen ging.
Der kommende Tag begann wiederum mit 5:00 Uhr aufstehen. Der Höhepunkt des Tage stand auf dem Programm. Der Sonnenaufgang am Salzsee ein unbeschreibliches Ereignis für alle Sinne bei Außentemperaturen von ca. drei Grad. Was sollte man zuerst machen, vor Kälte zittern, oder sich am Naturschauspiel ergötzen? In Anbetracht der Frische fuhren wir weiter und legten einen zweiten Boxenstopp ein zum Fotografieren.
Was würde ich machen, wenn ich könnte, wie ich denn wollte? In den Bergen herumkraxeln. Die Bergwelt übt auf mich magische Kräfte aus. Ich genoss in vollen Zügen unsere Jeeptour in die Bergwelt. Ziel war eigentlich ein Wasserfall, den ich aus Gründen der Entfernung und Unwegsamkeit des Geländes nicht zu sehen bekam. Ich schlenderte mit Evelyn und anderen Zurückgebliebenen zwischen den gigantischen Verkaufsständen hin und her. Wir übten uns in Feilschen und Handeln. Würde ich hier mein gesuchtes Duftöl finden? Leider nein. Dafür aber eine wunderschöne Holzmaske aus Olivenholz. Ein Erinnerungsstück für die Ewigkeit.
Weil unsere Vorortreiseleiterin nicht im Stande war, den für die Allgemeinheit vorgesehenen Tunesienabend zu organisieren, legte sich Jenny selbst ins Zeug und organisierte einen bezaubernden Abschlussabend mit kultureller Umrahmung durch eine einheimische Gruppe, die mit ihren atemberaubenden artistischen Darbietungen begeisterte.
Wer mich kennt, weiß, dass ich bekennender Nichtraucher bin. Doch das Erlebnis Wasserpfeife zu rauchen, konnte und wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Ich war gespannt auf die Nachwirkungen am nächsten und zugleich Abreisetag.
Einiges an dicken Überraschungen sollte dieser Tag noch bereithalten. Der Abreisetag war der wärmste Tag des Urlaubs und brachte so manchen ins Schwitzen. Schließlich flogen wir zurück ins noch immer winterliche Deutschland und waren teilweise schon dementsprechend gekleidet. Wieder fuhren wir die einzelnen Hotels an, um Heimreisende einzusammeln. An einem Hotel standen wir mehr als zwanzig Minuten, bevor der eigentliche Fehler bemerkt wurde. Ein Ehepaar hatte vergessen, sich an der Rezeption abzumelden. So galt das Reisegepäck, obwohl es schon im Bus war, als verschollen. Die Zeit wurde bereits knapp, bis zum pünktlichen Eintreffen auf dem Flughafen. Dort stand bereits ein ganzes Bataillon Gepäckträger bereit. Wir reihten uns ein in die bereits wartende Schlange, um Einchecken zu können. Was jetzt ablief, klingt unglaublich, ist aber war.
Es entbrannte eine lebhafte Diskussion über drei Rollstühle und den darin befindlichen Personen zwischen dem Flugkapitän der wohl hauptverantwortlichen Reiseleiterin von „Neckermann Reisen“ und Jenny. Zunächst wollte die Reiseleiterin wissen, wie wir überhaupt nach Tunesien gelangt seien. Denn behinderte Mitreisende stellen ein unbeschreibliches „Sicherheitsrisiko“ für alle Mitreisende dar. Sie forderte von Jenny die Vorlage einer Flugtauglichkeitsbescheinigung, die natürlich niemand von uns besaß. Sollte wirklich der Urlaub für uns in eine ungewollte Verlängerung gehen? In Windeseile wurde der Flughafenarzt geordert, der uns nur oberflächlich in Augenschein nahm.
Schon im Flugzeug angekommen, bemerkte Evelyn gerade noch rechtzeitig, dass ihr vollgepackter neuer Rucksack auf der Toilette sein Dasein fristete. Ein Anruf der Stewardess löste auch noch dieses Problem, bevor wir tunesischen Boden wieder verlassen duften und nach zweieinhalb Stunden den Leipziger Flughafen erreichten.
Für mich war es eine der schönsten Reisen, die ich mit unserem Landesverband erleben durfte.

Andreas Plischek


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letztes Update am 03 Feb 2011

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